Darrens Büro

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Nachdem Aurora gegangen war, begann Darren damit, einige Papiere zu sortieren. Er rechnete damit, dass bald noch mehr Schüler auftauchen würden, die mit ihm sprechen wollten. Schließlich hatte er heute Einzel-Fähigkeiten-Unterricht für Freiwillige angeboten und musste noch mit ein paar Schülern andere wichtige Dinge besprechen. Mit Aiden musste er über Miranda Selentiano reden, sobald dessen Wachschicht vorbei war, und mit Elias würde er früher oder später auch noch ein Hühnchen zu rupfen haben, wobei... Er hörte verschwommene Stimmen aus dem Nebenzimmer. Konnte es sein, dass Niamh bereits mit Elias sprach?

Mit einer leicht angespannten Mimik und zusammengezogenen Brauen klopfte Leah an Darrens Tür. Ihre Lippen waren aufeinandergepresst, denn sie war nicht stolz darauf was sie nun tun würde. Sie hasste es zu betteln, sie hasste es nach Hilfe zu fragen, aber sie musste es tun, für Seth. Deswegen klopfte sie nocheinmal, ein bisschen fester und nahm einen tiefen atemzug.

"Herein?", rief Darren und wunderte sich, wer das wohl war. Aiden konnte es eigentlich nicht sein, der hatte noch Wachdienst. Und Elias würde garantiert nicht ohne Aufforderung kommen. Ein weiterer Schüler der wegen der Fähigkeitenkontrolle hier war.
Der Ork schob den Papierstapel beiseite. Es handelte sich sowieso nicht um dringend zu erledigende Arbeit. Und dann wartete er ab, wer hereinkommen würde.

Leah stoppte eine Sekunde die Hand auf der Klinke und überlegte ob sie nicht doch umkehren wollte, aber dann öffnete die Tür und betrat das Büro, sofort die Tür hinter sich schließend. Mit ein wenig zögerlichen Schritten ging sie herüber zum Schreibtisch und sah Darren für einige Sekunden stumm an. "Guten Tag.", meinte sie dann nach einer Weile steif.

Darren lächelte die Schülerin, die gerade sein Büro betreten hatte, freundlich und aufmunternd an. "Leah, stimmts?", erkundigte er sich. Er wusste, dass sie noch ziemlich neu war, sie war erst am Tag der Beerdigung aufgetaucht, hatte sich aber gleich für den Wachdienst eintragen lassen. Er wusste auch noch, dass sie ein Werwolf war, hatte aber sonst kaum mit ihr gesprochen.
"Setz dich doch.", fügte er hinzu. "Bist du wegen der Fähigkeitekontrolle hier?" Er war gespannt, wer hier noch alles aufkreuzen würde, an einem Sonntag zum freiwilligen Unterricht. Kay war keine Überraschung gewesen - das hatten sie zuvor ausgemacht. Aber sonst hatte er keine Vereinbarungen getroffen. Er wollte den Schülern die Chance geben, freiwillig zu ihm zu kommen.

Leah nickte knapp und sah auf den Stuhl, setzte sich für einen Moment, aber dann sprang in der gleichen Sekunde wieder auf, weil es sich komisch anfühlte -und schlecht- sich hinzusetzten. "Ich stehe lieber.", murmurelte sie und vergrub ihre Hände in den Hosentaschen von der Shorts die sie trug. "Und nein bin ich nicht.", setzte sie knapp hinterher und sah Darren kurz an. "Ich bin wegen etwas wichtigerem hier.", murmelte sie, allerdings mit fester Stimme. "Ich ...", sie stoppte und schluckte, damit die nächsten Wörter überhaupt aus ihrem Mund kamen. "Ich brauche ihre Hilfe." Diese Wörter hätte Leah am liebsten sofort wieder zurücknehmen und vernichten wollen, aber sie waren schon raus und so blieb ihr nichts anderes übrig als mit verbissener Miene die Lippen aufeinanderzupressen.

Überrascht musterte Darren Leah nun genauer. Sie wirkte nicht wie jemand, der oft um Hilfe bat. Eigentlich wirkte sie auch gar nicht wie jemand, der Hilfe brauchte. "Hilfe wobei?", fragte er mit neu gewonnener Aufmerksamkeit. Erst jetzt bemerkte er die tiefen Schatten unter den Augen des Mädchens, den harten Zug um ihre Lippen. Nein, Leah sah nicht besonders glücklich aus. Selbst für die Verhältnisse dieser Schule.

"Mein Bruder und ich wurden von diesen Typen überrascht. Sie haben ihn gefangen genommen.", stieß sie knapp hervor und ihre Miene wurde noch ein wenig verbissener. "Wir haben deren Versteck entdeckt und dann haben sie ihn mitgenommen. Ich konnte fliehen. Er ist noch am Leben und ich möchte ihn daraus holen." Klar und verständlich legte sie die Fakten dar.

"Mit den Typen meinst du die Mordo Fea?", erkundigte sich Darren, der nicht ganz mitkam. Seine entspannte Haltung hatte sich mittlerweile verändert - er ahnte, dass da eine Menge Ärger auf sie zukam. "Und wann war das? Bevor du an die Schule gekommen bist? Und wer ist dein Bruder, wie alt ist er? Welche Fähigkeit besitzt er?" Er stellte gleich einen Haufen Fragen auf einmal, um möglichst viele Informationen zu bekommen.
"Warte... heißt das, du weißt, wo sie sich aufhalten?" Er konnte es nicht fassen. Sie hatten alles versucht, um die Mordo Fea aufzuspüren, wirklich alles! Ohne Erfolg. Und Leah sollte es wissen?

(ooc: Wenn Leah schlau ist, dann kann sie Darren erpressen:D Sie sagt ihm erst, wo das ist, wenn sie sicher ist, dass er Seth retten geht^^
Und wir brauchen noch ne Erklärung, warum Seth und Leah überhaupt das Quartier finden konnten. Schutzzauber hat vorrübergehend versagt?^^)

Leahs Miene verzog sich leicht und sie lächelte ein wenig spöttisch. "Ja, ich meine die Mordo Fea.", schnaubte sie. "Und mein Bruder und ich, sind zu deren Versteck geraten und dann haben sie uns überrascht und meinen Bruder, der jünger ist als ich und auch ein Gestaltwandler, der sich in einen Wolf verwandelt gefangen genommen." Sie presste ihre Lippen aufeinander. "Und ja, ich weiß wo deren Versteck ist. Aber ich werde es ihnen nicht sagen."


(occ: Schutzauber versagt klingt gut xD)

Darren versuchte sich die Situation vor Augen zu rufen. Ein Junge, eigentlich noch ein Kind, in Gefangenschaft der Mordo Fea. In deren Hauptquartier, deren Lage er nicht genau kannte. Vermutlich streng bewacht. Vielleicht schon längst tot.
Beschissene Situation.
"Und du wirst es mir nicht sagen, weil...", er überlegte kurz. "Du glaubst, dass ich dann keinen Grund mehr habe, deinem Bruder zu helfen." Sorgenvoll betrachtete er Leahs angespannten Gesichtsausdruck. Sie wirkte nicht so, als würde sie den Menschen besonders vertrauen. Ihm schon gar nicht.

Mit zusammengepressten Lippen nickte sie und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. "Ich kenne euch Leute. Ihr seid alle gleich, ihr wollt nur eure Ziele durchsetzte. Aber ich sage ihnen eins...", ihre Stimme wurde leise und eindringlich und sie trat einen Schritt vor, Darren fest in die Augen blicked. "Der Junge, den diese verdreckten Mordo Fea in ihrem Gefängnis festhalten und foltern ist mein Bruder. Mein jüngerer Bruder. Alles was mir and Familie bleibt und ich werde nicht zulassen dass er stirbt. Vielmehr, ich werde dafür sorgen, dass er da raus kommt. Er ist mein kleiner Bruder und ich warne sie... Ich warne sie wirklich. Wenn sie mit dem Leben meines Bruders spielen, dann werde ich sie töten." Ihr Blick wurde hart, und sie trat wieder einen Schritt zurück. Wunderbar, dachte sie sarkastisch. Super Leah, genau so überredet man Leute einem zu helfen. Droh damit sie zu töten.

Darrens Gesichtsausdruck wurde so hart und unbeweglich wie Stein. "Ich spiele nie mit dem Leben anderer Menschen, Leah Young." Seltsamerweise erinnerte sie ihn an ihn selbst, so wie sie da stand und sprach. Und sie war klug, das musste man ihr lassen. Sie war in einer Stresssituation und dennoch handelte sie überlegt.
"Ich werde mit Niamh sprechen müssen.", fuhr er fort. "Natürlich, wenn sie ein Kind gefangen halten, ist es unsere Pflicht einzugreifen, aber du wirst verstehen müssen, dass unsere Mittel beschränkt sind. In den vergangenen Wochen haben so viele Lehrer die Schule verlassen - ich bin schon froh, wenn unsere Zahl ausreicht, um die hier anwesenden Schüler zu schützen. Und die Schüler selbst kann und will ich nicht in die Pflicht nehmen. Sie sind zu jung." Zu jung? Wem machte er da eigentlich etwas vor? Leah schätzte er auf höchstens 22. Sollte er ihr verbieten, bei der Rettung ihres Bruders zu helfen? Und er selbst - er war 24! Welchen Unterschied machte das? Wer sollte denen, die 18 und jünger waren, erklären, dass sie zu jung waren, um sich selbst und andere zu schützen, aber dass es auch nicht genug Ältere gab, die auf sie aufpassen konnten?
"Und solange du mir nicht sagst, wo sie sich aufhalten... - nicht dass ich das nicht verstehe. Ich selbst würde an deiner Stelle vermutlich genauso handeln. Aber wir müssen einen Kompromiss finden. Ich schwöre, ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um deinem Bruder zu helfen. Ich fürchte nur, meine Macht ist derzeit sehr begrenzt." Er zögerte. Dann ergänzte Darren: "Und Leah? Ich weiß, dass ist eine grausame Frage. Aber bist du dir sicher, dass dein Bruder überhaupt noch am Leben ist?"

"Ich werde ihnen nicht sagen wo sich das Hauptquartier befindet.", wiederholte Leah steif. "Nicht bis sie mir versichern und bis ich mir sicher sein kann, dass sie mir helfen." Ihre Augen huschten schnell über Darrens Gesicht. "Ich weiß, dass er am Leben ist.", meinte sie schnell und monoton. "Wir Gestaltwandler haben eine Verbindung zu den anderen Mitgliedern unseres Rudels. Ich wüsste wenn er tot wäre. Ich habe letzte Nacht noch mit ihm gesprochen."

"Du kannst mit ihm kommunizieren?" Darren wurde hellhörig. Das änderte die Sachlage dann doch erheblich.
Er überlegte eine Weile. Dann sagte er: "Das ist gut. Bleib mit ihm in Kontakt. Frag ihn, ob es ihm gut geht, wie er behandelt wird, wo er untergebracht ist. Finde alles heraus, was er über die Mordo Fea weiß. Alle Infos, die er uns liefern kann, sind wichtig für seine Rettung."
Eindringlich blickte Darren Leah an. "Wie schon gesagt, ich muss mit Niamh reden. Wenn es irgendwie in unserer Macht steht, werden wir deinen Bruder retten. Ich werde dich morgen irgendwann noch einmal herbeordern, bis dann werden Niamh und ich den Ansatz eines Plans ausgearbeitet haben. Ich verstehe, dass du uns jetzt noch nicht vertraust, Leah, aber wenn du deinen Bruder retten willst, wirst du uns irgendwann sagen müssen, wo dieses Hauptquartier ist." Er versuchte sich an einem schiefen Lächeln, wohl wissend, dass sie das auch nicht überzeugen würde. "Wenn es sonst nichts mehr gibt, dann war es das, oder?"

Sie blickte ihn für einige Sekunden unentwegt and und dann nickte ganz langsam. "In Ordnung. Ich werde versuchen alles herauszubekommen. Aber ich werde mein Wissen erst preisgeben, wenn ich mir wirklich ganz sicher sein kann." Leah streckte ihren Rücken ein wenig weiter durch, dass sie gerader stand und dann schüttelte ihten Kopf. "Nein, ich habe keine Fragen mehr. Ich werde allerdings von dieser Schule verschwinden, wenn sie mir nicht helfen können/wollen, was auch immer. Sagen Sie mir früh genug Bescheid dann.", ihr Lächeln wurde ein wenig dünn und dann schüttelte sie den Kopf. "Was auch immer.", wiederholte sie. "Ich komme morgen nochmal vorbei, wenn sie mich 'herbeordert' haben." Sie konnte nicht verhindern ,dass ihre Mundwinkel spöttisch zuckten.

"Das ist nur fair.", erwiderte Darren gelassen. Er wusste, er würde nichts aus Leah herausbekommen, wenn er ihr nicht helfen konnte. Wenn er selbst in ihrer Situation gewesen wäre, hätte er vermutlich nicht anders gehandelt. Und er wollte ihr und ihrem Bruder ja helfen, er wusste nur nicht, ob es in seiner Macht stand. Schon bei der letzten Befreiungsaktion, die er gemeinsam mit Niamh geplant hatte, hatte es Tote gegeben... Und so hart es klingen mochte: wenn das Risiko die Chance auf Erfolg überwog, würde er vielleicht nicht versuchen, Seth zu retten. Er konnte nicht viele Leben für ein einziges aufs Spiel setzen.
Genug der sinnlosen Überlegungen, ermahnte er sich. Er sollte nicht voreilig entscheiden, er musste sich erst mit Niamh beraten. Einen Plan fassen.
Er verzog das Gesicht, als er seine unglückliche Wortwahl bemerkte, sagte aber nicht mehr dazu. "Bis dann, Leah. Morgen werde ich dir mitteilen können, wie wir uns entschieden haben."

Nach dem Zeitsprung

Vivalie klopfte, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Nachdem sie vom Wachdienst zurückgekehrt war, hatte sie sich in ihren Wohnblock zurückgezogen, um sich über ihre Gedanken klar zu werden - nicht, dass es etwas gebracht hatte. Zu ihrer Überraschung war sie vor allem wütend auf sich selbst: Wie oft hatte sie Darren abgewiesen, als er ihr helfen wollte? Sie hatte immer gedacht, dass es niemanden gab, der verstand, was sie durchmachte und niemanden, der ihr wirklich helfen könnte, es in den Griff zu bekommen. Bis er es ihr so direkt entgegen geschleudert hatte, und obwohl sie doch seinen Unterricht besuchte, hatte sie nie wirklich begriffen, dass er wusste, wovon er sprach.
Dieses Wissen hatte dann ziemlich schnell über ihren Stolz gesiegt. Eigentlich hatte sie vorgehabt, ihm nach der Sache mit Zafinas Schwester erst einmal aus dem Weg zu gehen, doch wie könnte sie das reinen Gewissens tun, wenn weiterer Unterricht bei ihm ihr vielleicht doch tatsächlich weiterhelfen könnte?

Darren, der zurückgelehnt in seinem Schreibtischstuhl gesessen hatte, richtete sich auf. Die letzte Zeit hatte er damit verbracht, über eine Lösung für Leahs Problem nachzudenken, aber er hatte noch keinen Entschluss gefasst. Es war besser, wenn er sich später noch mit Niamh beraten würde.
"Herein?", rief er. War das schon Aiden? Besser wäre es, die Sache mit Miranda Selentiano duldete keinen Aufschub. Er hoffte so sehr, dass Aiden etwas Licht in diese verquere Angelegenheit bringen konnte.

Ohne weiter nachzudenken schob Viv die Tür auf und trat ein. Sie war seltsam nervös, doch jetzt war es zu spät um einen Rückzieher zu machen. "Hey."
Wieso war sie nervös? Darren war ein guter Lehrer, und wenn jemand an dem zusätzlichen Unterricht teilnehmen wollte, den er anbot, würde er niemanden abweisen. Es gab keinen Grund, so angespannt zu sein.

"Viv!" Vor Überraschung stand Darren auf. "Ich dachte, du redest nicht mit mir?" Und nach der Angelegenheit mit Lera hatte sie ihm auch allen Grund dazu gegeben, so zu denken. Sie war wortlos aus dem Raum marschiert, in dem die tote Lera gerade erst wieder zu sich gekommen war, und hatte auch seitdem keinen Versuch unternommen mit ihm zu reden.
Und - es klang so böse, aber es wäre passend gewesen, wenn sie die Gelegenheit genutzt hätte, sich wieder in ihrem Schneckenhaus der Einsamkeit und des Schweigens zu verkriechen. Darren hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, daran etwas zu ändern. Er hatte angenommen, Viv würde Zeit brauchen, um über diese neue Entwicklung der Dinge nachzudenken.

Angespannt spielte Viv mit einem Stein in ihrer Jackentasche herum; sie hatte ihn gerade erst draußen gefunden und die kühle, glatte Oberfläche zwischen den Fingern zu spüren war seltsam beruhigend.
Für sie markierte dieser Moment fast so etwas wie einen Neuanfang: Bisher war es immer leichter gewesen, sich zu verstecken, vor den Problemen wegzulaufen als sich ihnen zu stellen und zu versuchen sie zu lösen.
Sie hatte versucht es zu kontrollieren... natürlich hatte sie das. Aber hatte sie auch alles dafür gegeben?
Das Bedürfnis entweder fortzurennen oder sich im Wohnblock in irgendeiner Niesche zu verstecken war noch immer da und sie musste jetzt den Mut aufbringen, sich diesen Fehler einzugestehen, bevor sie es sich wieder anders überlegte.
"Gibt mir Einzelunterricht", platzte sie heraus. Die Worte klangen harscher, als sie gewollt hatte.

Darren stutzte, als Vivalie ihre Bitte - denn sollte es nicht eigentlich eine Bitte sein? - wie einen Befehl formulierte. "Na sowas.", sagte er. "Es wäre ja auch zu komisch, wenn du einfach nur gekommen wärst, um dich mit mir zu unterhalten." Es hatte ein Scherz sein sollen, doch irgendwie kam es viel ernster heraus, als Darren beabsichtigt hatte. Er grinste dabei, doch seinem Grinsen haftete etwas Gezwungenes an.
Er stand da, die Arme vor der Brust verschränkt, fast wie ein beleidigtes, kleines Kind.
Darren, versau es nicht!, ermahnte er sich selbst. Nicht jetzt, wo sie sich endlich durchgerungen hat, freiwillig zu dir zu kommen.
Es war nicht ihre Schuld, dass er gehofft hatte, sie würde ihn aufsuchen, weil er ein Freund für sie war - und kein Lehrer.

Viv stutzte: Hatte sie wirklich so unfreundlich geklungen, oder war Darren beleidigt?
Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und stand stur da; er hatte ihre Frage nicht beantwortet und und wartete jetzt darauf, dass sie etwas sagte. Dabei hatte sie doch jetzt gesagt, wozu sie gekommen war! Seine Antwort... brachte Vivalie aus dem Konzept.
"Du willst dich mit mir unterhalten?", fragte sie irritiert. "Gibst du mir Unterricht oder nicht? Danach können wir uns unterhalten wenn du magst."
Irgendetwas an diesem Gespräch lief schief.

"Ach, vergiss es.", Darren löste die Arme aus der Verschränkung und stützte die Hände auf dem Schreibtisch auf. Es war eindeutig, dass Viv nicht verstand, was er gemeint hatte. Sie dachte eben nicht in dieser Art an ihn.
Er wusste das seit langem, hatte sich längst damit abgefunden. Warum also war er jetzt so wütend?
"Ich gebe dir Unterricht.", entgegnete er kühl. "Natürlich tue ich das. Ich habe jedem Schüler die Möglichkeit geboten, dir also auch."
Es war nicht gerecht. Es war kindisch und dumm, dass er sie jetzt mit derselben Gleichgültigkeit strafte, mit der sie ihn all die Jahre behandelt hatte. Sie tat es ja schließlich nicht mit Absicht. Sie konnte nicht wissen, dass er...
Aber dann wiederum - sie behandelte ihn nicht einmal wie einen gemochten Bekannten, einen guten Freund. So wie Alysha, sie hätte nie ein böses Wort zu Alysha gesagt.
Nein, er war stets derjenige, der ihren Zorn zu spüren bekam, ihre Bitterkeit. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sie sich jemals entschuldigt hätte.